Offener Brief an alle Vereine

BBV-Präsident Bastian Wernthaler wendet sich in einem offenen Brief an alle Vereine in Bayern. Foto: Jochen Aumann

Liebe Basketballerinnen und Basketballer,

die Ausnahmesituation der Corona-Pandemie belastet jeden einzelnen und uns als Gesellschaft extrem; das gilt auch für unsere kleine Gemeinschaft der Basketball-Freunde. Angesichts der momentan deutlich ansteigenden Infektionszahlen hat nachvollziehbarerweise eine große Verunsicherung eingesetzt, „was man jetzt noch tun darf“. Der BBV hat nach einer unverzüglich anberaumten Konferenz mit den Bezirksvorsitzenden am 22. Oktober klargestellt, dass wir angesichts der Gesetzeslage in Bayern keine Veranlassung sehen, den Spielbetrieb einzustellen.

Dieser Hinweis hat für eine breite Palette an mündlichen und schriftlichen Reaktionen gesorgt, die von heller Empörung über Verantwortungslosigkeit bis hin zur Forderung nach härterem Umgang mit Corona-bedingten Absagen reichen. In der Sondersituation, die zu unser aller Lebzeiten keine Vergleichsfälle kennt, ist jede persönliche Befindlichkeit zu respektieren und sehr ernst zu nehmen. Zur besseren Nachvollziehbarkeit unserer Position und zur gedanklichen Auseinandersetzung wollen wir hier nochmal unsere Gedanken vertiefen.

Trainings- und Sportbetrieb im Basketball war bis Juni komplett untersagt und wurde dann schrittweise wieder freigegeben. Zuletzt hat die Bayerische Staatsregierung am 8. September beschlossen, den Trainings- wie den Wettkampfbetrieb inklusive dem dafür nötigen Körperkontakt freizugeben, sofern die in der bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Diese Entwicklung zeigt, dass der Sport bei den staatlichen Vorgaben nicht etwa „vergessen“ wurde, sondern jederzeit erfasst war und konkret und detailliert geregelt wurde. Mit der jetzt neu erlassenen siebten bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vom 1. Oktober wurden diverse Vorgaben verändert oder neu eingeführt – die geltenden Regelungen für den Sportbetrieb aber nicht verändert oder zurückgenommen; lediglich zahlenmäßige Vorgaben für Zuschauer wurden modifiziert.

Uns als Sportfachverband ist es nicht ersichtlich, warum wir vom Gesetzgeber erlassene Regelungen, die mutmaßlich unter intensiver Güterabwägung und optimaler wissenschaftlicher Betreuung entwickelt wurden, verändern sollten? Mit welcher Argumentation sollte ein BBV klüger oder strenger sein als der bayerische Gesetzgeber mit mutmaßlich herausragender wissenschaftlicher Expertise?

„Sport zu treiben und sich zu bewegen, ist auch in der aktuellen Situation richtig und wichtig“, hat der BLSV am 26. Oktober in einem Statement zur momentanen Verunsicherung erinnert. Im totalen Lockdown von März bis Juni war es unser aller gemeinsames Ziel, unseren Sport wieder zu ermöglichen. Jetzt ist er unter differenzierter Betrachtung des Gesetzgebers wieder möglich – und nun sollen wir dagegenhalten und ihn verbieten?

Die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs in den bayerischen Ligen ist keine Zwangsverpflichtung. Schon mit dem Saisonstart und erneut bei der erwähnten Konferenz mit den Bezirksvorsitzenden am 22. Oktober wurden maximale Freiheiten zur Spielabsage eingeräumt. Kein Verein, keine Mannschaft wird einen Nachteil haben, wenn sie aus persönlichen Abwägungen oder Betroffenheiten Spiele absagt oder Mannschaften zurückzieht.

Die Erfüllung der aufwändigen Hygienekonzepte ist eine Pflicht, die jeder Verein für sich lösen muss. Die eigene Abwägung, ob die Teilnahme am Spielbetrieb den Aufwand rechtfertigt, muss jeder Verein individuell treffen.

Mit dem ausführlichen Beitrag will sich der BBV der nötigen Debatte zu diesen Fragen stellen und auch jede sachliche Kritik annehmen. Vorrangig möchten wir aber an alle Vereine, Funktionäre, Funktionärinnen, Sportlerinnen und Sportler appellieren, die schwierige Situation gemeinsam und im gegenseitigen Verständnis zu meistern! Eiferei bringt niemanden weiter. Die Situation für alle ist momentan schwer genug, machen wir es uns wegen Basketball nicht noch schwerer!

Euer
Bastian Wernthaler, BBV-Präsident

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