Bayern verliert gewinnt aber direkten Vergleich

Der FC Bayern hat beim spanischen Meister zwar verloren, konnte aber den direkten Vergleich für sich entscheiden. Foto: FCBB

Die Basketballer des FC Bayern haben das nächste denkwürdige EuroLeague-Comeback diesmal knapp verpasst: Das Team von Cheftrainer Andrea Trinchieri verlor beim spanischen Meister Baskonia Vítoria-Gasteiz 71:78 (33:33), tilgte aber nach einem 2:27-Einbruch zu Beginn der zweiten Hälfte und eines bedrohlichen 35:60-Rückstands (24.) mit einem beherzten Schlussviertel fast noch den vermeintlich aussichtslosen Rückstand. Bis auf sechs Zähler kam man in den letzten Minuten heran und schnupperte am kompletten Turnaround, immerhin hielt man den wichtigen direkten Vergleich gegen den Verfolger (Hinspiel: 77:66).

Trinchieri kassierte im dritten Viertel zwei Technische Fouls und musste in die Kabine. Bis dahin haderten die Bayern mit dem Verhältnis der Fouls und zugesprochen Freiwürfe (zwischenzeitlich 0:18). Sie liegen mit 18:11 Siegen weiter im Vorderfeld, Baskonia liegt drei Spiele zurück (15:14).

Trinchieri setzte zu Beginn auf Wade Baldwin, Nick Weiler-Babb, Vladimir Lucic, JaJuan Johnson und Jalen Reynolds. Die Münchner leisteten sich innerhalb der ersten 90 Sekunden gleich drei Ballverluste. Doch Johnson und Reynolds ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen und versenkten souverän ihre Würfe aus der Mitteldistanz (8:6 /4.). Vítoria suchte seine großen Leute und kam über Tonye Jekiri ins Spiel, der immer wieder von Pierria Henry in Szene gesetzt wurde (13:17/8.). Dank intensiver Defense blieben die Gäste im ersten Viertel auf Schlagdistanz (15:17).

Im zweiten Abschnitt kamen die Basken flüssiger ins Spiel, weshalb Trinchieri in einer Auszeit nochmal an die Help-Defense erinnern musste (17:24 /13.). Das zeigte Wirkung – Paul Zipser erkämpfte sich den Rebound gegen Zoran Dragic und ließ einen krachenden Dunk folgen. Auch Lucic brachte sich auf das Scoreboard und packte fünf Zähler auf den 9:2-Lauf – 26:26 (16.). Es entwickelte sich eine hektische Phase, in der Zipser weiter an seinem Punktekonto schraubte. Der Gast führte 33:29, kassierte aber zur Pause noch den Ausgleich.

35:60 liegen die Bayern nach einem Einbruch hinten

Nach rund 50 Sekunden gab es direkt wieder die Auszeit von Trinchieri: Baskonia kam heiß aus der Kabine und zu zehn schnellen Punkten (33:43/22). Nach zwei technischen Fouls hintereinander musste Chefcoach Trinchieri bedient das Feld räumen. Assistant Coach Adriano Vertemati übernahm und versuchte, der Mannschaft neues Leben einzuhauchen (35:54/25). Doch Baskonia spielte jetzt wie im Rausch und legte viertelübergreifend einen 30:2- Lauf auf das Parkett. Lediglich die Energie von Reynolds entfachte nochmals einen Funken Hoffnung (45:60).

Im Schlussviertel war der Glaube aber urplötzlich wieder da. David Krämer traf zweimal von draußen und Reynolds kratzte sogar an einem Triple-Double (57:66/34.). Vom Center angesteckt kamen auch die anderen Bayern wieder in die Partie. Lucic legte per Dreier nach und verkürzte auf sieben Punkte Rückstand (64:71/37). Bei sechs Zählern Rückstand hatte der Serbe den nächsten offenen Dreier, doch diesmal verpasste der erfahrene Co-Kapitän den rechten Moment. Vollends unbelohnt blieb die großartige Moral jedoch nicht: Dank des Kraftaktes sicherten sich die Münchner zumindest den direkten Vergleich.

Baskonia Vítoria-Gasteiz – FC Bayern Basketball 78:71 (33:33)
  • FCBB: Jalen Reynolds (18 Punkte/10 Rebounds/7 Assists), Vladimir Lucic (17), Wade Baldwin (13), Paul Zipser (9), David Krämer (6), D.J. Seeley (4), JaJuan Johnson (4), Zan Mark Sisko (6 Assists), Leon Radosevic, James Gist, Nick Weiler-Babb und Diego Flaccadori

Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 15:17, 18:16, 12:27, 26:18
Zahlen & Fakten – Zweier-Quote: 56 % (FCBB) // 45 % (Baskonia); Dreier-Quote: 35 % // 43 %; Freiwurf-Quote: 88 % // 68 %; Rebounds: 29 // 28; Assists: 21 // 22; Ballverluste: 16 // 14.

Andrea Trinchieri: „Zunächst Gratulation an Baskonia, sie haben exzellent gespielt, sehr physisch und wirklich aggressiv das ganze Spiel. Wir hätten es im dritten Viertel besser machen müssen, um im Spiel zu bleiben. Wichtiger aber ist: Bei diesem Spiel muss ich die Verantwortung für die Niederlage übernehmen. Ich habe im falschen Moment zwei Technische bekommen und das kann ich nicht leugnen: Das war mein Fehler.

Beim ersten Technischen hatte ich das Gefühl, wie wenn du dein Auto in einer unzulässigen Zone parkst. Ich habe versucht, mit dem Polizisten zu reden, während er sich das Video ansah. Ich wollte versuchen ihm zu erklären, dass wir noch keinen Freiwurf bekommen hatten bis dahin, obwohl Baskonia ja sehr physisch spielte. Für das Falschparken habe ich also das Ticket bekommen, weil das zwar meine Meinung war, aber nicht die des Schiedsrichters. Beim zweiten Technischen habe ich einfach zu drastisch reagiert und hatte es komplett verdient. Also muss ich die Verantwortung übernehmen, das habe ich auch meinen Spielern gesagt.

Nach minus 25 noch zurückzukommen und dann bei minus sechs noch einen Dreier zu haben, den wir leider dann nicht nahmen – das ist zwar kein Sieg, aber doch fast wie ein Sieg, mental gesehen. Es war schwer für uns, immer wieder in die Zone zu gehen, aber keinen Freiwurf zu haben und Baskonia war auch nie im Bonus. Aber die Referees teilten meine Meinung nicht, deswegen kann ich mich nicht über sie beschweren – sondern nur über mich. Es ist mein Fehler.

Dass wir den direkten Vergleich noch gewonnen haben, ist sehr, sehr wichtig. Dabei sah das 35:60 aus wie der Tourmalet bei der Tour de France. Aber meine Spieler haben etwas Besonderes: Vielleicht sind wir nicht das beste Team, aber wir haben einen starken Charakter. Alles lief gegen meine Spieler, der Coach dann noch in der Kabine, aber wir hatten sogar die Chance zu gewinnen. Weil sie speziell sind und die Assistant Coaches einen tollen Job gemacht haben und die Spieler ihnen vertrauen. Also gehen wir nach Hause mit einer großen Niederlage auf meinen Schultern, aber mit einem kleinen Sieg beim Blick auf meine Spieler und meinen Staff.“

Vladimir Lucic: „Hier in Baskonia ist es immer schwer zu spielen und zu bestehen. Wir sind sehr schlecht in die zweite Halbzeit gestartet und haben einen 17:0-Lauf von Baskonia zugelassen. Im vierten Viertel wollte wir noch einmal zurückkommen, aber dafür ist Baskonia einfach zu gut und erfahren. Immerhin konnten wir den direkten Vergleich gewinnen, das könnte noch einmal wichtig werden. Jetzt müssen wir uns auf das nächste Spiel fokussieren.“

Nach ihrer für Samstagnachmittag geplanten Rückkehr haben die Bayern gut 24 Stunden Zeit, sich auf einen BBL-Verfolgergipfel einzustimmen: Am Sonntag um 18 Uhr geht es gegen Tabellennachbar Oldenburg darum, den dritten Platz zu festigen. Bereits am Dienstagabend folgt das Duell mit den Telekom Baskets Bonn, ebenfalls im Audi Dome. Dort gastiert dann am Freitagabend das derzeitige Überfliegerteam der EuroLeague, Efes Istanbul. Und Sonntag in einer Woche? Das nächste BBL-Spiel, ab 18 Uhr in Crailsheim, Tabellenfünfter. (pm-FCBB)

 

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