Bayern darf Villeurbanne nicht unterschätzen

Vladimir Lucic spielt derzeit eine überrragende Euroleague-Saison. Foto: FCBB

Eine Pizza, viereinhalb Stunden Busfahrt und die Ankunft am Audi Dome gegen 2 Uhr nachts, das ist auch für die FC Bayern-Basketballer der handelsübliche Lohn nach einem Auswärtsspiel in Weißenfels. Aber mit einem Sieg beim MBC (96:84), dem fünften im fünften Spiel, und der Bestätigung der BBL-Spitze lässt sich das Programm ohne Frage besser abspulen und mit Zuversicht in die nächste Aufgabe gehen: Diese heißt am Freitagabend (11.12., 20.30 Uhr/MagentaSport) in der EuroLeague Villeurbanne, der amtierende französische Meister, gegen den von nur von flüchtigen Beobachtern ein sogenannter „Pflichtsieg“ erwartet wird. Denn in Wahrheit sind die Gäste trotz aktuell nur 3:8 Siegen so etwas wie das verhinderte Team der Stunde.

Das Team um Asvel-Trainer TJ Parker, Bruder des viermaligen NBA-Champions Tony Parker, hat zuletzt vier erstklassige Vorstellungen in Serie hingelegt und damit nach langen Quarantäne-Wochen seine Qualitäten bestätigt. Zwei dieser Spiele gegen große Namen konnte man klar gewinnen, 97:73 gegen Panathinaikos – und tatsächlich 80:68 gegen Tabellenführer FC Barcelona. Bei den beiden knappen Niederlagen bei Real Madrid (84:91) und Dienstag bei Efes Istanbul (68:72) lag man jeweils im Schlussviertel lange vorn, ehe die individuelle Klasse der Llulls, Tavares‘, Larkins und Micics noch das Pendel veränderte.

„Für mich gehören sie gerade von der Leistung her zu den drei Topteams der EuroLeague“, lobt auch Chefcoach Andrea Trinchieri den Gegner in höchsten Tönen. „Sie haben eine sehr gute Balance gefunden und spielen derzeit unglaublich stark. Sie haben Barcelona gekillt und hätten es zuletzt auch gegen Real und Efes verdient gehabt zu gewinnen. Sie sind sehr athletisch, sehr tief besetzt und haben zum Beispiel in Yabusele einen sehr guten Vierer nachverpflichtet, der bei den Boston Celtics gespielt hat. Ich bin mir ganz sicher: Im Moment will kein Coach in der EuroLeague gegen sie spielen. Wir müssen uns schon nah an der Perfektion bewegen, was die Disziplin und die Ausführung des Gameplans angeht.“

D.J. Seeley debütiert am ONE TEAM-Spieltag auch international für den FCBB

Die Bayern liegen allerdings nach dem 80:77-Kraftakt gegen Khimki Moskau mit ihrer 8:4-Bilanz weiter prima im Rennen und haben somit bereits jetzt so viele Siege gefeiert wie in der verkürzten Vorsaison (8:20). Ihre jüngste Verpflichtung D.J. Seeley wird am ONE TEAM-Spieltag der EuroLeague sein internationales Debüt geben, nachdem er bereits zweimal in der BBL überzeugte. „Es sieht bei ihm aus, als spielte er schon immer hier“, urteilt der Trainer über den Amerikaner.
Die Münchner hoffen zudem auf die Rückkehr von Nihad Djedovic, der in Weißenfels vorsichtshalber erneut pausierte. Trinchieri: „Das wird mit Nihad eine kurzfristige Entscheidung. Gegen Khimki hätten wir ihn vielleicht nicht spielen lassen sollen, aber er wollte dem Team helfen. Und ganz ehrlich: Ohne seinen Beitrag hätten wir das Spiel nicht gedreht.“

Frankreichs Rekordmeister aus Lyon (19 Titel) präsentiert sich diese Saison mit einem sehr breiten, ausgeglichenen Kader, mit viel Athletik und Erfahrung. Topscorer ist US-Guard Norris Cole, der nach EuroLeague-Engagements in Tel Aviv und Podgorica sowie Monaco (EuroCup) im Sommer zu Asvel wechselte und zwölf Punkte und 4,3 Assists im Schnitt auflegt. Seine sechste Saison für Villeurbanne spielt Forward David Lighty (11 PpS). Danach folgt als drittbester Werfer der 2,18-m-Koloss Moustapha Fall, eine französische Shaq O’Neal-Variante (10,3 PpS, 5,7 RpS), die speziell von Jalen Reynolds und Leon Radosevic energisches Ausboxen verlangen wird. Bester Scorer im Nachholspiel bei Efes neben Lighty war mit ebenfalls 14 Punkten US-Forward William Howard, der vergangene in der NBA für Houston sowie in der D-League auflief.

In der Bundesliga geht es für die Bayern bereits 41 Stunden nach dem finalen Buzzer gegen Villeurbanne weiter: Am Sonntag ist Gießen ab 15 Uhr der nächste Gegner im Audi Dome. (pm-FCBB)

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