Bayern schlägt Barca souverän

 

Bayern Baldwin
Wade Baldwin war beim überragenden Heimsieg gegen Barcelona Bayerns Topscorer mit 29 Punkten Foto: FCBB

Die Basketballer des FC Bayern haben das sehr spezielle Jahr 2020 mit einer sportlichen Sensation beendet: Die Mannschaft von Cheftrainer Andrea Trinchieri bezwang den bisherigen Tabellenzweiten und EuroLeague-Titelanwärter FC Barcelona nach 40 hochklassigen Minuten am Ende überzeugend 90:77 (43:45). Im siebten Aufeinandertreffen mit den Spaniern war es erst der zweite Sieg für den FCBB, der nun – nach der bisher besten Hinrunde eines deutschen Teams in der Königsklasse überhaupt – mit 11:6 Siegen in die Rückserie gehen wird. Im 48. und letzten Spiel des Jahres mussten sowohl die Gäste (Nikola Mirotic aus familiären Gründen) als auch die Bayern (Topscorer Vladimir Lucic und nach nur zwei Minuten Einsatzzeit auch Zan Mark Sisko) auf Schlüsselspieler verzichten. Dennoch entwickelte sich ein Duell von hoher Qualität, das die Bayern mit einem herausragenden dritten Viertel (27:10) an sich rissen. Die Gastgeber zeigten eine vorzügliche Teamleistung, trafen 52 Prozent ihrer Dreier und perfekte 23 von 23 Freiwürfen. Wade Baldwin glänzte mit einer persönlichen Bestleistung von 29 Punkten sowie sieben Assists.

Trinchieri vertraute zunächst auf Baldwin, D.J. Seeley, Nihad Djedovic, James Gist und Leon Radosevic. Gist bedankte sich für den Platz in der Ersten Fünf mit einem verwandelten Sprungwurf nach 18 Sekunden. Die Defensive der Münchner agierte aber viel zu schläfrig, Barcelona profitierte davon und enteilte mit einer beeindruckenden Trefferquote auf 5:12 (4.). Reynolds und Paul Zipser kamen auf das Parkett und lieferten Stabilität in der Verteidigung und Punkte – Bayern blieb 14:19 dran (7.). Der FCBB kämpfte, aber die Gäste zeigten insgesamt mehr Spielintelligenz und setzten sich in den zweistelligen Bereich ab (16:26/9.). Ein starker 6:0-Schlussspurt der Münchner im Auftaktviertel hatte eine unerfreuliche Kehrseite: die erneute Verletzung Zan Mark Siskos, 22:26.

Der Gast zeigte seine Klasse, indem jeder noch so kleine Fehler der Bayern gnadenlos ausgenutzt wurde (24:32/12.). Baldwin knüpfte an seine gute Vorstellung aus den ersten zehn Minuten (9 Punkte) an und führte seine Farben durch Punkte und Assists wieder auf 28:32 heran (13.). Endlich funktionierte die Defensive der Bayern zuverlässiger und zeigte Wirkung bei den Katalanen, die nicht mehr so leicht zum Abschluss kamen. Ein 8:0-Lauf besorgte den 32:32- Ausgleich, zur Führung sollte es aber (noch) nicht reichen, weil Barcas Spielgestalter Calathes die Initiative ergriff (34:39/18.). Baldwin reagierte und erzielte fünf Punkte in Folge – Auszeit der Spanier (39:41/19.). Fouls verhalfen den Gästen zu Freiwürfen, da die Münchner die Teamfoulgrenze erreicht hatten (39:45/20.). Die Bayern schlossen aber auch das zweite Viertel stark ab: Ein Poster-Dunk von Reynolds und die Punkte 17 und 18 von Baldwin brachten das Trinchieri-Team auf 43:45 heran.

Paul Zipser und eine überragende Teamverteidigung erzwingen die Wende

Drei Wurfversuche benötigten die Münchner zum Führungswechsel, der dritte Dreier saß: Paul Zipser zum 46:45 (22.). Zipser drehte auf: Der 8:0-Lauf ging allein auf seine Kappe (51:45/23.). Barcas Trainerfuchs Jasikevicius setzte geschickt seinen 2,18-m-Hünen Pustovyi (51:49/25.), doch die Münchner zündeten den Turbo – ein neuerlicher 9:0-Rund brachte die Führung in den zweistelligen Bereich (60:49/27.). Basis dieser atemberaubenden Wende war eine bärenstarke Steigerung in der Verteidigung, die kaum Punkte der Gäste gestattete und diese fast ratlos wirken ließ. Der FCBB behauptete die Führung an der Freiwurflinie – elf Versuche und elf Treffer in diesem Viertel. Nach dem dritten Spielabschnitt, in dem die Katalanen nur zehn Punkte erzielten, führten die Bayern 70:55.

Die Dominanz der Bayern setzte sich fort – Barcelona kassierte vier schnelle Punkte und ließ tatsächlich die Köpfe hängen (74:55/31.). Ein Dreier von Nick Weiler-Babb mit Ablauf der Wurfuhr und ein weiterer von Zipser waren eminent wichtig und hielten die Gäste auf Distanz (80:62/35.). Natürlich waren die Spanier vom Aufgeben weit entfernt, für die Münchner war die Konzentration jetzt von entscheidender Bedeutung. Zwei mitreißend energische Drei-Punkt-Spiele des Topscorers Wade Baldwin bedeuteten die Vorentscheidung (88:69/37.). Die Bayern genossen die letzten Minuten und spielten aufmerksam reichlich Zeit von der Uhr. Der überraschende Erfolg war in der Schlussphase zu keiner Sekunde in Gefahr.

Andrea Trinchieri „Ich denke, das war für jeden ein tolles Spiel, um dieses Jahr zu beenden. Wir hatten einen langsamen Start, waren zaghaft und etwas zu wenig aggressiv, mit nicht ausreichend Energie. Aber vom dritten Viertel an bis zum Ende haben wir mit einer unglaublichen Energie gespielt, wir waren einfach überall. Das war ein Teamerfolg, auch wenn einige Spieler mehr Punkte gemacht haben, und es stimmt auch, dass Wade, Paul und Nick stark waren. Aber die Arbeit, die das ganze Team geleistet hat in der Verteidigung – sie war der Schlüssel unseres Spiels. Ich habe in der Halbzeit nichts Spezielles gesagt oder mir ausgedacht, wir sind einfach unserer Linie treu geblieben. Unsere Guards haben mit ihren Großen gefightet, unsere Großen mit ihren Guards, das ganze Spiel. Und jetzt ist es ein schönes Gefühl, den ersten Teil der Saison mit 11:6 Siegen abzuschließen.  Jeder, dem du in Europa gesagt hättest, dass Bayern nach den ersten 17 Spielen mit einer Bilanz von 11:6 dastehen würde – jeder hätte dich mit der Ambulanz abgeholt und den Türschlüssel weggeworfen. Ich schaue nicht auf diese Bilanz, das sind nur Zahlen, ich schaue auf den Prozess unserer Mannschaft und dieses Spiel hat uns für die Niederlage in St. Petersburg entschädigt. Wir wissen, dass wir auf diesem Level supereffizient sein müssen, superkonzentriert und superenergetisch – wenn wir das nicht tun, was menschlich ist, verlieren wir. Aber heute war das ein großartiger Sieg über ein großartiges Team. Mein einziger Wünsch für das neue Jahr ist, dass die Fans zurückkommen, hier und überall sonst. Basketball ist großartig, aber mit Fans ist es die beste Sache der Welt.“

Jalen Reynolds: „Wir wussten, dass Barcelona ein sehr starkes Team ist, das den Ball auf einem sehr hohen Niveau in den Korb befördern kann. In der Halbzeit haben wir einige Probleme besprochen, vor allem die in der Verteidigung. Danach haben wir ausgezeichnet verteidigt und wie in einer Bruderschaft leidenschaftlich füreinander gekämpft.“

Paul Zipser: „Wie wir in der zweiten Halbzeit rausgekommen sind, diese Energie, das war außergewöhnlich und wäre allein schon eine Feier wert. Wir haben defensiv viel geswitcht, vorne haben wir auch zusammengehalten und mit Entschlossenheit gespielt. Für das neue Jahr wünsche ich mir vor allem, dass wir Corona so schnell es geht in den Griff bekommen. Als Team müssen wir uns während der Saison weiter verbessern, um an Titel zu kommen.“

FC Bayern Basketball – FC Barcelona 90:77 (43:45)
  • FCBB
    Wade Baldwin (29 Punkte/7Assists), Paul Zipser (16/4 Dreier), Nick Weiler-Babb (14/4 Steals), Jalen Reynolds (12/8 Rebounds), Nihad Djedovic (7), D.J. Seeley (4), James Gist (4/5 Rebounds), JaJuan Johnson (4/7 Rebounds), Diego Flaccadori, Leon Radosevic, Sasha Grant und Zan Mark Sisko.
  • Topscorer Barcelona
    Alex Abrines (16 Punkte)

Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht FCBB): 22:26, 21:19, 27:10, 20:22.
Zahlen & Fakten – Zweier-Quote: 48 % (FCBB) // 62 % (Barcelona); Dreier-Quote: 52 % // 31 %; Freiwurf-Quote: 100 % // 70 %; Rebounds: 33 // 27; Assists: 19 // 15; Ballverluste: 13 // 13.

Der eng getaktete Spielplan setzt sich auch im neuen Jahr nahtlos fort: Er führt die Bayern am Sonntag (3.1.) zum BBL-Gipfel in Berlin und am Dienstag (5.1.) nach Braunschweig. (pm-FCBB)

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