Die Basketballer des FC Bayern müssen auf ihren 20. Sieg in der Euroleague und den ersten in Spanien warten: Das Team von Cheftrainer Andrea Trinchieri unterlag am 31. Spieltag beim dreimaligen EuroCup-Gewinner Valencia trotz einer starken kämpferischen Leistung 76:83 (33:46). Jedoch sicherte sich der FCBB angesichts des Hinspiels (90:79) den wichtigen direkten Vergleich. Bester Werfer der Bayern, die jetzt bei 19:12 Siegen stehen, war Vladimir Lucic mit 20 Punkten.
Im ersten Viertel traf Valencia Basket sieben von zehn Dreiern und holte 21:9 Rebounds, während die Gäste viele Chancen liegenließen. Nach der Pause war die Münchner Körpersprache eine ganz andere – nur acht Minuten benötigte man, um nach einem 17:0-Run erstmals zu führen (59:54/28.). Am Ende ging dem Gast jedoch die Kraft aus, die Aufholjagd hatte diesmal einfach zu viel Energie verbraucht. Zudem fehlte Defense-Anker James Gist angeschlagen.
Trinchieri startete mit Wade Baldwin, Nick Weiler-Babb, Vladimir Lucic, JaJuan Johnson und Leon Radosevic. Angeführt vom Ex-Bayern Derrick Williams legten die Spanier einen Blitzstart hin, aber die Bayern hielten mit je einem Dreier von Lucic und Baldwin dagegen (6:8/2.). Valencia war von der Dreierlinie on fire, von fünf Versuchen saßen zu diesem Zeitpunkt schon vier (10:16/5.). Im Gegensatz zu den Gastgebern hatten die Münchner Wurfpech und verlegten gar drei Freiwürfe. Ein 7:0-Lauf von Valencia besorgte den ersten zweistelligen Rückstand, 12:23 (8.). Die Bayern blieben ruhig und konterten mit einem 7:0, aber auch der letzte Dreier der Spanier – der siebte in diesem Viertel – saß, einbeinig abgesprungen und in letzter Sekunde – 19:26.
Der FCBB erarbeitete sich sehr gute Wurfpositionen, der Ball verweigerte aber konsequent den Korb. Der Rückstand wuchs wieder an (22:33/13.). Bayern suchte den Rhythmus, Valencia hatte ihn und verteidigte giftig – Auszeit Trinchieri (25:37/14.). Die Spanier agierten clever und zogen Foul um Foul, die offensiven Bemühungen der Münchner wirkten zu hektisch. Die Partie wurde extrem physisch, die Unparteiischen verweigerten dem zum Korb ziehenden Baldwin Pfiffe. Der FCBB vergab aber jetzt auch selbst klarste Chancen, das konnte nach dem Seitenwechsel nur besser werden – 33:46. Trinchieris Männer leisteten sich in Halbzeit eins lediglich zwei Ballverluste, hatten aber in den Bereichen Rebounds (9:21) und Dreierquote (28 % zu 61%) klar das Nachsehen.
Die Reaktion der Münchner kam natürlich, sie kämpften wie die Berserker. Der Rückstand wurde in die Einstelligkeit gedrückt (37:46/22.). Der Mann des Viertels war Vladimir Lucic, der nahezu jede Offensivaktion prägte und neun Punkte in fünf Minuten erzielte (45:52/25.). Die Bayern rissen das Momentum an sich, spielten sich in einen Rausch und erzwangen in weniger als acht Minuten im dritten Viertel den Führungswechsel. Ein Zipser-Dreier krönte den 22:8-Lauf zur 55:54-Führung (28.). Die Gäste waren jetzt komplett im Flow, selbst Trinchieri stand staunend an der Seitenlinie und konnte kaum glauben, was er da sah: einen furiosen Auftritt seines Teams, das sich mit einem 17:0-Lauf in Stellung brachte. 63:58 nach dem dritten Spielabschnitt.
Lucic geht voran, der FCBB gewinnt das dritte Viertel 30:12
Nach 69 Sekunden des abschließenden Viertels nahm der FCBB-Coach bereits eine Auszeit, Valencia hatte zum 63:63 ausgeglichen. Zipser versenkte den Dreier, aber die um ihre letzte Payoff-Chance kämpfenden Spanier fingen sich jetzt (66:65/34.). Ihr Stärkster Mike Tobey brachte sie in Führung, Reynolds setzte sich durch und glich zum 70:70 aus (36.). Jeder Ballverlust wurde gnadenlos bestraft, der FCBB verlor ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Partie den Faden und kassierte einen 8:0-Lauf Valencias (70:78/38.). Baldwin kam von der Bank und erzielte vier Punkte in Folge, aber Derrick Williams hämmerte den Alley-Oop-Dunk in den Korb der Bayern (74:80/noch 90 Sekunden). Baldwin war zwar noch zum 76:80 erfolgreich, aber der folgende Dreier ging daneben – es reichte nicht mehr. Aber immerhin sicherte man sich den direkten Vergleich.
Andrea Trinchieri: „Das war ein hartes Spiel. Unsere letzten vier Minuten des zweiten Viertels haben uns das Spiel gekostet. Wir spielen alle 48 Stunden seit drei Wochen und am Ende waren wir tot, aber in der Lage, ein großartiges drittes Viertel zu produzieren. Ich wusste, dass wir ein solches Viertel haben können. Wir lagen allerdings mit 13 Punkten zurück, weil wir eine schlechte Körpersprache, das Spiel sehr schlecht gelesen und eine schlechte Einstellung hatten. Ab einem gewissen Punkt im dritten Viertel haben wir nur noch als Individuen gespielt, nicht mehr als Team, so sind wir zerschmolzen. Das hat uns das Spiel gekostet. Am Ende haben wir Fehler gemacht, Valencia hat Fehler gemacht, wir haben große Würfe getroffen, Valencia hat große Würfe getroffen. Aber sie hatten einen kühlen Kopf in den letzten drei Minuten und wir hatten nicht mehr die physische und mentale Energie, um zu antworten.“
D.J. Seeley: „Wir haben in der ersten Halbzeit nicht das gemacht, was wir können. Mentale Fokussierung ist wichtig, um Spiele zuzumachen. Die kleinen Dinge haben das Spiel entschieden. Ich habe die Tabelle noch nicht gecheckt. Alles ist eng, ich denke, wir müssen ein weiteres Spiel gewinnen, um den Playoff-Platz zu erreichen.“
FCBB: Vladimir Lucic (20 Punkte/7 Rebounds), Wade Baldwin (13/6 Rebounds), Paul Zipser (9), Nick Weiler-Babb (8), Jalen Reynolds (6), D.J. Seeley (6), Zan Mark Sisko (6), JaJuan Johnson (4), Leon Radosevic (4), David Krämer, Diego Flaccadori und Jason George.
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 19:26, 14:20, 30:12, 13:25
Zahlen & Fakten – Zweier-Quote: 54 % (FCBB) // 51 % (Valencia); Dreier-Quote: 35 % // 44 %; Freiwurf-Quote: 50 % // 84 %; Rebounds: 29 // 40; Assists: 16 // 23; Ballverluste: 10 // 15.
Aus Valencia reist die Münchner Delegation am Freitag direkt nach Hamburg weiter: Am Samstagabend fordert sie dort ab 20.30 Uhr in den sechstplatzierten Towers ein Kandidat für die BBL-Playoffs: Der Aufsteiger der Vorsaison hat soeben Alba Berlin bezwungen (90:75) – der vierte Sieg in Serie – und kann angesichts einer positiven Bilanz (14:9) bereits für die Post-Season planen. (pm-FCBB)