Wenn man diese Momente nur festhalten könnte, dann hätten sich die Bayern wohl noch ein paar Mal umgedreht am Mittwochmorgen, vor Augen die Bilder vom Vorabend im „Sinan Erdem Dome“ zu Istanbul: Wie sie, das Gästeteam aus München, zu Beginn des letzten Viertels noch 52:62 (32.) hinten lagen bei einem der großen EuroLeague-Favoriten, bei Anadolu Efes, und viereinhalb Minuten vor Ende immer noch 58:66. Wie dann auf einmal die bis dahin eher diskreten Kollegen Weiler-Babb und Lucic punkteten, der aufgedrehte Game-MVP Baldwin sowieso. Und wie plötzlich die Defense fast alles richtig machte und sich vorn auf einmal der Center Reynolds in der Zone die sieben finalen Punkte dieses Dramas erarbeitete, Jalen Reynolds; einmal assistiert dank eines unglaublichen Ballgewinns von Lucic und am Ende durch Baldwins sehenswerten Quarterback-Pass zum 74:71 (42:37)-Endstand.
Doch Ruhezeiten zum Schwärmen und Schwelgen sieht die EuroLeague nicht mal im Kleingedruckten der Regularien vor. Im Gegenteil: Schon morgen, Donnerstag (19.11., 20.30 Uhr) geht es ja weiter für die Mannschaft um Cheftrainer Andrea Trinchieri, back-to-back nennt man das – diesmal zuhause im Audi Dome gegen ein weiteres Starensemble, es heißt dann ZSKA Moskau und hat vier Spiele in Serie gewonnen.
Deshalb lärmte also bei den Bayern-Basketballern auch am Morgen nach dem ersten Sieg überhaupt gegen Efes Istanbul trotzdem der vom unerbittlichen Teambetreuer Stepke Kaufmann initiierte Wake-up-Call: Frühstück, Video-Meeting und dann Abfahrt zum nächsten Workout im „Complex Sportingwork“, dem Trainingszentrum von Anadolu Efes im Stadtteil Mahmutbey Giseleri, das die Gastgeber dem FCBB freundlicherweise zur Verfügung gestellt hatten. Abflug am Nachmittag, geplante Ankunft am Audi Dome am frühen Mittwochabend.
Sechs Spiele bisher gegen den russischen 2019-Champion, sechs Niederlagen
Vergangene Saison hatten die Bayern-Basketballer bis zum Abbruch des Wettbewerbs acht Siege aus 28 Spielen beisammen (Efes als Tabellenführer 24). Jetzt sind es schon sieben nach neun Spieltagen. Zwei Auswärtssiege waren damals darunter, in Berlin und Sankt Petersburg. Trinchieris Truppe feierte nun bereits den zweiten Erfolg in der türkischen Basketballhauptstadt Istanbul nach dem Comeback-Coup bei Fenerbahce, auch in Tel Aviv wurde neulich erstmals gewonnen.
Aber ein wenig Euphorie kann mutmaßlich müden Münchnern nicht schaden, wenn am Donnerstagabend der EuroLeague-Champion von 2019 im Audi Dome antritt. ZSKA siegte am Dienstag beim heimstarken Zalgiris Kaunas 87:78 (45:38), womit der Zweite Bayern (7:2 Siege) den Tabellendritten aus Russland (6:3) zum Spitzenspiel von Runde zehn empfängt. Die Bayern hatten in den bisherigen sechs Duellen mit ZSKA bisher mehr oder weniger deutlich das Nachsehen.
„ZSKA hat wie jedes Jahr ein sehr gutes Team, das viel Talent vereint und zu den Favoriten zählt“, sagt Bayern-Nationalspieler Paul Zipser. „Aber es ist für beide Teams ein Back-to-back-Spiel – also entscheidet es sich wahrscheinlich dabei, wer den Sieg einfach mehr will.“ Der Armeesportklub ZSKA verbuchte in Litauen neben dem Erfolg die spektakuläre Rückkehr von US-Guard Mike James, der in 26 Spielminuten 27 Punkte erzielte und fünf Dreier bei sechs Versuchen traf. Damit liegt der EuroLeague-Topscorer der Saison 2018/2019, auf den Coach Dimitris Itoudis zuletzt aus disziplinarischen Gründen verzichtet hatte, schon wieder bei einem Schnitt von 17,8 Punkten, gefolgt vom damaligen Finals-MVP Will Clyburn (16,8).
Verzichten muss Itoudis wohl erneut auf den angeschlagenen deutschen Nationalspieler Johannes Voigtmann sowie Janis Strelnieks. Beim Heimteam ist das Mitwirken von Nihad Djedovic (Adduktoren) offen. MagentaSport überträgt wie immer alle Spiele der Bayern, Sendebeginn ist stets 15 Minuten vor Tip-Off. In der BBL kommt es Sonntag (22.11., 18 Uhr) zum nächsten Spitzenspiel, wenn der FCBB zur Final10-Revanche die nach zwei Spielen ebenfalls noch unbesiegten Ludwigsburger erwarten. (pm-FCBB)