Bayern war in der Overtime platt

Wade Baldwin und der FC Bayern haben bis zum letzten Körnchen für den Sieg gekämpft. In der Verlängerung machte dann Real den Sack zum Sieg zu. Foto: FCBB

Die Basketballer des FC Bayern haben in der EuroLeague die nächste große Überraschung knapp verpasst: Keine 48 Stunden nach dem umkämpften Erfolg gegen St. Petersburg (82:80) unterlag das Team von Cheftrainer Andrea Trinchieri dem spanischen Titelfavoriten Real Madrid nach einer erneuten Energieleistung und fünf Minuten Verlängerung unglücklich 76:81 (34:39/72:72). In einem hochintensiven Spiel gingen die Münchner in der Crunchtime der regulären Spielzeit nach ewigem Rückstand in Führung und hatten auch den letzten Angriff zum Sieg. In der Overtime spielte Real, das eine spielfreie Woche hinter sich hatte, die größeren Kraftreserven souverän aus gegen die erschöpften Gastgeber, denen erneut Nihad Djedovic, Zan Mark Sisko und Robin Amaize verletzt fehlten. Ihre Bilanz steht nun bei 12:8 Siegen. Center Jalen Reynolds war mit 18 Punkten der erfolgreichste Werfer der Bayern.

Wade Baldwin, D.J. Seeley, Vladimir Lucic, James Gist und Leon Radosevic begannen gegen den zehnfachen EuroLeague-Champion. Dem FCBB gelang ein zackiger Auftakt, Gist und Baldwin trafen sicher (4:0/1.). Die Königlichen reagierten jedoch umgehend und warfen den Turbo an – ein 12:2-Lauf zwang Coach Trinchieri zur Auszeit (6:12/6.). München vergab beste Wurfchancen und schlampte bei der Ballkontrolle (fünf Ballverluste), dies war einem Herankommen nicht förderlich. Die Madrilenen spielten fokussierter und effizienter, allein der 2,20-m-Hüne Walter Tavares war kaum zu stoppen – 15:23 nach dem ersten Viertel.

Jalen Reynolds setzte sich sowohl offensiv als auch defensiv in Szene – sein persönlicher 6:0-Run veranlasste Madrids Coach Laso zur Auszeit (21:25/15.). Die Bayern gewannen einen konzentrierteren Zugriff auf das Spiel und rackerten sich auf 25:27 heran (16.).

Los Blancos drehten aber erwartungsgemäß wieder auf, aber die Münchner hielten dagegen und ließen sich nicht abschütteln. Zwei Dreier von Radosevic und Gist waren enorm hilfreich. Das Trinchieri-Team war gut im Spiel und 34:39 in Schlagdistanz.

Die Bayern haben die Chance zum Sieg in der regulären Spielzeit

Die Bayern nahmen den Kampf an und kamen über eine starke Verteidigung wieder auf zwei Zähler heran (41:43/24.). Aber der Führungswechsel sollte erneut ausbleiben, da Real einen humorlosen 6:0-Lauf auspackte (41:49/26.). Trinchieri trieb seine Mannen lautstark an, und diese verteidigten jeden Zentimeter ihres Courts mit Zähnen und Klauen – aber vorne gelang wenig (43:51/28.). Seeley setzte sich in Szene, indem er punktete und Reynolds mit dem Assist bediente. Nach dem dritten Spielabschnitt waren die Münchner aussichtsreich bis auf einen Punkt dran – 50:51.

Die Bayern schufteten unermüdlich und wollten endlich den Führungswechsel, aber gegen den Riesen Tavares war kein Kraut gewachsen (55:56/32.). Ein Dreier von Nick Weiler-Babb besorgte den 59:59-Ausgleich (34.), aber die Kehrtwende auf der Anzeigetafel wollte nicht gelingen – die Spannung war immens (61:61/35.). Ein unglaublich artistischer Korbleger von Baldwin gegen Tavares verkürzte auf 63:64 (36.). Gute Wurfchancen führten nicht zum Erfolg, Madrids Jaycee Carroll schockte die Münchner mit zwei Dreiern (63:70/38.). Doch den FCBB darf man niemals abschreiben: Lucic und Weiler-Babb konterten mit jeweils einem Dreier. 67 Sekunden vor dem Ende versenkte dann Lucic den Dreier zur ersten Führung der Münchner seit der zweiten Spielminute (72:70). Real glich wieder aus und den letzten Pass von Baldwin unter den Korb konnte Gist nicht kontrollieren – das war der mögliche Coup, doch er ging in die Verlängerung.

In der Overtime setzten sich die Gäste auf 78:72 ab, die Würfe von müden Bayern fielen jetzt einfach nicht mehr. 33 Sekunden vor Ablauf der Zusatzminuten gelangen die ersten Punkte der Münchner – Reynolds von der Freiwurflinie, dann noch Gist. Zu spät.

Andrea Trinchieri: „Glückwunsch an Real Madrid, sie haben das Spiel gewonnen, aber wir haben mit allen Mitteln gekämpft, die uns zur Verfügung standen. Real hat in Walter Tavares einfach einen herausragenden Spieler, der gerade mit viel Selbstvertrauen spielt. Wir konnten ihn nicht halten, aber da sind wir nicht die einzigen, die dieses Problem haben. Er ist einfach ein Faktor und ist superlang. Alles, was wir gegen ihn versucht haben, hat nichts gebracht. Bei allen anderen Aspekten des Spiels haben meine Spieler einen exzellenten Job gemacht. Wir hatten die Chance, zu gewinnen, aber wir haben das hergegeben – und dann hatten wir einfach keine Energie mehr, die Verlängerung zu spielen. Wir haben keine 48 Stunden zuvor ein schweres Spiel gegen Zenit gehabt und Real hat vor einer Woche zuletzt gespielt. Die Niederlage ist sehr schmerzhaft, aber wir haben alles getan, was wir konnten. Vielleicht fehlten ein paar Details, ein paar bessere Pässe oder eine bessere Abwehr, aber von der Energieleistung her, vom Einsatz, Willen, dem Verlangen und der Opferbereitschaft haben wir wirklich alles gegeben. Real hat das Spiel gewonnen, aber wir sollten uns nicht besiegt fühlen. Denn wir haben sehr, sehr hart gekämpft.“

Pablo Laso: „Ich bin sehr glücklich, dass wir hier gewinnen konnten, denn Bayern ist ein sehr starkes Team und sie können jeden schlagen – das haben sie in der Saison mehrfach auf höchstem Niveau bewiesen. Sie sind sehr athletisch und sie spielen sehr hart. Am Ende haben wir aber sehr clever agiert und einen Weg gefunden, das Spiel zu kontrollieren, da wir den Ball gut haben laufen lassen. Ich habe sehr viel Respekt vor Andrea und seiner Arbeit hier beim FC Bayern Basketball und wünsche ihm für die restliche Spielzeit alles Gute. Was Bayern so speziell macht, ist, dass sie immer zurückkommen, sie glauben immer an den Sieg.“

Leon Radosevic: „Am Ende hatten wir einfach kein Glück, aber insgesamt haben wir gut gekämpft und ein gutes Spiel abgeliefert. Madrid ist aber nun mal auch eine richtig starke Mannschaft. Uns zeichnet aus, dass wir uns bis zum Ende reinhängen, andere Spiele haben wir so auch schon gewonnen. Am Sonntag ist das nächste Spiel, jetzt müssen wir gegen Hamburg fokussiert sein.“

FC Bayern Basketball – Real Madrid 76:81 (34:39/72:72)
  • FCBBJalen Reynolds (18 Punkte), Wade Baldwin (14/7 Rebounds), Vladimir Lucic (10), Leon Radosevic (9), Nick Weiler-Babb (8/6 Reb), James Gist (7), Paul Zipser (6), D.J. Seeley (4), JaJuan Johnson, Sasha Grant, Diego Flaccadori und Jason George.
  • Topscorer Real MadridWalter Tavares (26 Punkte)Die Punkteverteilung nach Vierteln: 15:23, 19:16, 16:12, 22:21/4:9.

Zahlen & Fakten – Zweier-Quote: 45 % (FCBB) // 63 % (Madrid); Dreier-Quote: 34 % // 19 %; Freiwurf-Quote: 76 % // 76 %; Rebounds: 35 // 40; Assists: 15 // 20; Ballverluste: 12 // 15. (pm-FCBB)

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