
Es ist das Quietschen von Basketball-Schuhen auf dem Hallenboden während einer Defense-Aktion, es sind die herumliegenden Matten, die von den Mannschaften gerne als Ruhe-Oase genutzt werden, es ist der Geruch einer alten Turnhalle – es sind die vielen Kleinigkeiten, die Basketball-Turnieren immer wieder einen ganz besonderen Flair verleihen.
Insgesamt 22 Teams sind am vergangenen Samstag ins Emmy-Noether-Gymnasium nach Erlangen gekommen, um in sechs Kategorien ihren Champion auszuspielen. Doch es ist kein gewöhnliches Basketball-Turnier: es ist der Auftakt der diesjährigen Bayern 3×3-Tour powered by PEAK des Bayerischen Basketball Verbands.
3×3 (oder Drei-gegen-Drei) hat seine Ursprünge im amerikanischen Streetball. In Deutschland steckt die Disziplin derzeit noch in den Kinderschuhen und die Community zählt nur eine überschaubare Anzahl an Mitgliedern. Lange haben die Verantwortlichen des Basketball-Weltverbands FIBA dafür gekämpft; 2020 zählt die Disziplin nun erstmals zum olympischen Programm.
Herren
Das Turnier in Erlangen ist vor allem in der Herren-Kategorie hochklassig besetzt. Gleiche mehrere Teams schicken aktuelle oder ehemalige Spieler aus ProB und Regionalliga ins Rennen. Eine der teilnehmenden Mannschaften ist das Team GYMJUNKY. Fabian Ristau, Florian Köppl, Friedrich Rauer und Maximilian Mayer haben bereits an zahlreichen nationalen und internationalen Turnieren teilgenommen und zählen zu den besten 3×3-Spielern Deutschlands. Die vier gebürtigen Baden-Württemberger sind ein eingespieltes Team und vertrauen sich blind. Doch ein Selbstläufer wird das Turnier in Erlangen für das Team GYMJUNKY nicht. Das Niveau ist hoch und viele andere Mannschaften überzeugen mit starken Leistungen. Den Finaleinzug der GYMJUNKYs verhindern, können sie dennoch nicht. Das Finale gegen das Team International (bestehend aus Yasin Turan (Pointguard bei ProB-Ligist BBC Coburg), Manuel Imamovic, Peter Maischak und Illija Rybyy) ist ein Spiel auf Augenhöhe. Nachdem es zunächst so aussieht, als könnten die GYMJUNKYs auch diese Partie für sich entscheiden, gelingt es Team International sich durch seine Routine zurück zu kämpfen und die GYMJUNKYs am Ende knapp mit 13:12 zu schlagen.
Interview mit Florian Köppl
Nach dem Turnier haben wir Florian Köppl um ein kurzes Feedback gebeten. Der 24-jährige gehörte 2017/2018 zum ProA-Team der Kirchheim Knights. Die hohe Trainings- und Spielbelastung ließ sich jedoch nicht mit seinem Studium der Sozialen Arbeit vereinbaren. Seit Januar 2018 ist er deshalb für Regionalligist KKK Haiterbach aktiv, wo er in der vergangenen Saison im Schnitt 11.6 Punkte erzielte. In der offiziellen FIBA 3×3-Weltrangliste ist Köppl derzeit der neuntbeste deutsche Spieler.
Ihr seid ein erfahrenes 3×3-Team, das schon an vielen nationalen und internationalen Turnieren teilgenommen hat. Am vergangenen Samstag seid ihr erstmals bei der Bayern 3×3-Tour angetreten. Was hat dir gut gefallen und woran sollte der BBV noch arbeiten?
Köppl: Mir persönlich hat besonders die Organisation des BBV gefallen. Für solch ein eher kleineres Qualifikationsturnier wirkte alles professionell und strukturiert. Die Tatsache, dass es für alle Spieler einheitliche Jerseys und Goodies gab, aber auch Spielfelder mit Banden und Bannern, hat mich als Spieler sehr gefreut. Zudem war von Vorteil, dass es elektrische Anzeigetafeln gab. Auch der pünktliche Beginn des Turniers wird in der Regel so gut wie nie eingehalten – in Erlangen jedoch schon! Von euch können sich andere Verbände noch einiges abschauen!
Was hat dir die Teilnahme an unserem Turnier persönlich gebracht?
Köppl: Für mich war es das erste offizielle 3×3-Turnier im Freistaat. Mir persönlich hat es vor allem Spaß bereitet. Zudem konnte ich viele neue Leute kennenlernen, aber auch das ein oder andere bekannte Gesicht wiedersehen.
Mit eurem Team GYMJUNKY seid ihr bis ins Finale gekommen und habt am Ende einen starken zweiten Platz belegt. Wie schätzt du das Niveau der Tour ein?
Köppl: Das Niveau der Tour war überraschend gut! Die meisten Spieler haben vielleicht noch nicht so viel Erfahrung mit dem offiziellen 3×3 Modus, sind aber ziemlich gute Einzelspieler. Viele waren im Laufe ihrer Basketballkarriere schon als Profispieler aktiv, das hat man dann auch im Finale gemerkt. Wir hatten das Spiel eigentlich schon entschieden, haben es aber noch unglücklich aus der Hand gegeben. Erfahrene Basketballer riechen so etwas und nutzen diese Chancen.
Was sind eure Ziele in solchen Turnieren?
Köppl: Das Ziel ist natürlich immer Siegen, egal ob bei kleineren oder hochkarätigeren Turnieren. Die Tour-Stopps der Verbände nutzen wir zudem, um uns für die großen Turniere einzuspielen und viel auszuprobieren. Wir möchten diesen Sommer wieder eine gute Rolle bei den Deutschen Meisterschaften in Hamburg spielen und eine Medaille erkämpfen. Letzten Sommer sind wir leider im Halbfinale an unserem deutschen NBA-Star Dennis Schröder gescheitert und wurden knapp vierter. Zur Vorbereitung sind die Turniere in unserer Nähe perfekt!
Die 3×3-Community in Deutschland ist derzeit noch relativ überschaubar. Warum sollten die Leute in deinen Augen an einem 3×3-Turnier teilnehmen?
Köppl: Vor allem, um Erfahrungen zu sammeln und sich an den 3×3-Modus zu gewöhnen. Gerade bei den internationalen Turnieren haben wir gemerkt, dass der deutsche 3×3 Basketball sowohl taktisch als auch physisch noch hinten dran ist. Je mehr gute Spieler an 3×3 Turnieren teilnehmen, desto besser wird das Niveau auch später bei den großen Turnieren, was sich dann im Umkehrschluss auch auf die Teams auswirkt, die später auf der internationalen Bühne antreten.
Andere Kategorien
Der Sieg bei den Damen geht an ThreeAndAHalfWomen, in der U14m-Kategorie können sich die BadBoyz gegen ihre Gegner durchsetzen. Die beiden Sieger in der Altersklasse U18 (beide Mannschaften mussten aufgrund von zu wenigen Anmeldungen im Jugendbereich in der Herren- bzw. Damenkategorie antreten) heißen SplashBrothers (U18m) und Trio of Troubles (U18w).
Die Gewinner-Teams der Herren-, Damen- und U18-Kategorien sind automatisch für das Finale um die bayerische Meisterschaft am 28. Juli 2019 in München qualifiziert.
Der Bayerische Basketball Verband bedankt sich bei den Brucklyn Baskets für die gelungene Ausrichtung des Turniers, sowie bei Florian Köppl für die Beantwortung der Fragen.